DWV plant Umstrukturierung

Am 10. Mai 2012 hat der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband im Rahmen seiner Mitgliederversammlung beschlossen, schrittweise die Umstrukturierung des Verbandes in Angriff nehmen zu wollen. Insbesondere geht es dabei um die eventuelle Einrichtung einer Geschäftsstelle, die frühestens ab 2013 von einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleitet werden könnte. Hintergrund sind Überlegungen, wie die Arbeitsweise der Interessenvertretung noch effektiver gestaltet werden kann.
Der DWV agiert seit nunmehr sechzehn Jahren mit einem vergleichsweise kleinen Budget und einem ehrenamtlich tätigen Vorstand. Gemessen daran hat der Verband in den vergangenen Jahren Beachtliches geleistet, darin waren sich die beim InnoZ in Berlin erschienenen Mitglieder einig. Trotzdem soll jetzt angesichts der aktuellen Debatte um die Energiewende darüber nachgedacht werden, wie die Schlagkräftigkeit des Verbands optimiert werden kann. Dies sei angesichts des möglichen Einsatzes von Wasserstoff als Speichermedium sowie der angekündigten Markteinführung von Brennstoffzellenfahrzeugen ab 2014 dringend erforderlich, so hieß es aus dem Vorstand.
Auf Vorschlag des gerade neu gewählten Vorstandes beschloss die Mitgliederversammlung daher, ein Konzept für die Umgestaltung der Verbandsarbeit erarbeiten zu lassen. Dazu erklärte der Vorstand, dem nach dem Ausscheiden von Dr. Joachim Wolf jetzt Prof. Birgit Scheppat als Vize-Vorsitzende mit vorsteht, es gehe „um die Bestimmung der zukünftigen Aufgaben und Tätigkeitsfelder des DWV, aber ebenso um die Klärung der dafür erforderlichen organisatorischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen“. Eine Entscheidung wird jedoch erst auf einer weiteren Mitgliederversammlung voraussichtlich im nächsten Jahr erwartet.
Ursprünglich war geplant gewesen, dass André Martin, der 2011 in den Vorstand gewählt worden war, in diesem Jahr die Nachfolge vom derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Dr. Johannes Töpler übernimmt. Angesichts der aktuellen Entwicklung erklärte sich Töpler, der eigentlich aus Altersgründen nicht wieder kandidieren wollte, jedoch bereit, seine Amtszeit zu verlängern.

Brennstoffzellen-Insignia nicht vor 2016

Wie wird wohl der Nachfolger des HydroGen4 aussehen? Wird nach dem Chevrolet Equinox der Insignia als Basisfahrzeug herhalten? Fest steht bisher nur soviel: Der Markteintritt dieses Nachfolgers wird erst 2016 erfolgen. Dies erklärte Volker Hoff gestern gegenüber der HZwei-Redaktion beim KONGRESS Forum Elektromobilität in Berlin. Als Begründung für die neuerliche Verzögerung gab er die zwei Standardantworten: Die hohen Kosten insbesondere für Platin sowie die immer noch mangelhafte Infrastruktur. Auch von der Konzernleitung wurde diese Jahreszahl als derzeit anvisierter Termin bestätigt, während Mitbewerber aktuell noch am Jahr 2015 festhalten.
Über die Arbeiten am neuen Insignia hatte Opel-Entwicklungschef Rita Forst bereits Ende 2011 gegenüber dem Magazin auto motor und sport erklärt: „Dabei berücksichtigen wir von Beginn an die Brennstoffzelle.“ Dr. Stefan Berger, Verantwortlicher für Brennstoffzellenfahrzeuge bei Opel, teilte HZwei auf Nachfrage allerdings mit: „Man hat sich noch nicht festgelegt, in welchem Modell das Brennstoffzellensystem eingesetzt werden wird.“ Bei der weiteren Entwicklungsarbeit am BZ-System könnte der Mutterkonzern General Motors mit Geld aus München unterstützt werden. BMW denkt seit Ende 2011 über eine Beteiligung an den Forschungskosten nach, um im Gegenzug Zugriff auf die GM-Brennstoffzellentechnologie zu erhalten. Würden infolge dieser Kooperation BZ-Fahrzeuge beider Anbieter mit der gleichen Systemen ausgestattet, könnten darüber die Produktionskosten gesenkt werden.

Nationale Plattform Elektromobilität kritisiert Bundesregierung

Die Veröffentlichung des neuen Fortschrittsberichts der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) lässt noch auf sich warten. Erste Auszüge aus dem Bericht waren zwar schon in den letzten Tagen vorab erschienen, heute stellte Dr. Peter Sallandt auf dem KONGRESS Forum Elektromobilität jedoch offiziell klar, dass die Zwischenergebnisse nicht vor Juni 2012 an die zuständigen Bundesminister übergeben werden.
Das allseits die Elektromobilitätsbranche beherrschende Thema ist derzeit der Abschwung nach dem Hype der letzten zwei Jahre. Dementsprechend begann auch Prof. Dr. Ulrich Buller, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, seine Begrüßungsrede auf dem KONGRESS in Berlin mit den Worten: „Der Hype ist vorbei. Wir durchschreiten jetzt das Tal der Enttäuschungen.“ Eine ähnliche Zwischenbilanz hätten auch einige Experten der Nationalen Plattform in den letzten Tagen gezogen, berichtete heute die Süddeutsche Zeitung. Demnach hätten sich ungenannte Experten aus dem Regierungsumfeld beklagt, dass „die Luft raus ist“.
Dennoch zeigte sich Peter Sallandt, Leiter der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO), zuversichtlich, indem er vor den rund 250 Teilnehmern feststellte: „Die Bundesrepublik befindet sich innerhalb der Marktvorbereitungsphase bis 2014 auf einem guten Weg. Es sind 15 Serienläufe in den nächsten ein bis zwei Jahren geplant.“ Dass jedoch anschließend tatsächlich ein erfolgreicher Markthochlauf stattfinden wird und 2017 gar der Massenmarkt folgt, glaubt derzeit nur noch eine Minderheit.
Stattdessen wird der Eindruck vermittelt, als wenn der Zeitpunkt der Veröffentlichung verzögert würde, um kritische Zwischentöne in die Zeit der Sommerpause zu verlagern. So hieß es am 11. Mai 2012 im Handelsblatt, dem die dritte NPE-Studie nach eigener Aussage bereits vorliegt, die NPE kritisiere unter anderem, dass der Bund die vorgeschlagenen Fördermaßnahmen nur zögerlich umsetze. Weiterhin zitiert die Zeitung aus der Studie: „Eine Abweichung oder Verzögerung könnte sich direkt in der Reduktion einer erreichbaren Absatzentwicklung in Deutschland niederschlagen.“ Die Süddeutsche Zeitung berichtete hierzu, dass deutlicher formulierte Passagen im NPE-Bericht, in denen mehr Geld zur Erreichung der Absatzziele gefordert wurde, in einer Sitzung des Lenkungskreises herausgestrichen wurden. Die Wirtschaftswoche hatte dazu am 12. Mai 2012 unter Berufung auf den Berichtsentwurf berichtet, dass nach jetzigem Stand „das gemeinsame Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen in 2020 nicht erreicht“ würde.

Wasserstoff als chemischer Energiespeicher

Wasserstoff als chemischer Speicher für eine zukünftige Energiewirtschaft – über dieses Thema haben am 8. und 9. Mai 2012 rund 150 Teilnehmer im Rahmen des Deutschen Wasserstoffkongresses diskutiert. Gastgeber in der Landesvertretung des Landes Nordrhein-Westfalen in Berlin war die EnergieAgentur.NRW, die diese Veranstaltung gemeinsam mit dem Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) organisierte.
Das Programm war weniger technisch, sondern eher energiepolitisch ausgerichtet. Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, begründete dies in seiner Begrüßungsrede mit den Worten: „Wir haben bewusst den Schwenk von der Wissenschaft in die Wirtschaft vorgenommen, denn der Wasserstoff ist unserer Meinung nach mittlerweile in der Wirtschaft angekommen.“ In diesem Sinne erhielt am ersten Veranstaltungstag insbesondere die Energiewirtschaft das Wort, um aus ihrer Sicht die Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff als Energiespeicher darzustellen.
Als erster Referent trat allerdings zunächst Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, an das Rednerpult. Dieser kam nicht umhin, vorauszuschieben, dass „das UBA gar nicht mehr so gegen Wasserstoff eingestellt ist“, wie es noch vor Jahren der Fall war. Anschließend befasste sich Flasbarth mit der Zielvorgabe, bis zum Jahr 2050 die CO2-Neutralität im Stromnetz zu erreichen. Dafür sei eine langfristige Planung notwendig: „35 % Erneuerbare-Energien-Anteil in 2020 werden sicher erreicht, vielleicht sogar 40 %.“ Für die Zeit danach werde aber die zentrale Frage sein: „Schaffen wir es, geeignete Energiespeicher zur Verfügung zu stellen?“ Wasserstoff und später dann auch Methan bescheinigte er dafür ein großes Potential: „Wir glauben, dass mit diesen chemischen Speichern die wesentlichen Engpässe in Deutschland zu meistern sind.“
Demgegenüber gab Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Innovation GmbH, zu bedenken: „Der Markt gibt es nicht her, dass heute in chemische Speicher investiert würde. Das wird sich auch in de nächsten zwei, drei oder vier Jahren nicht ändern.“ Er baut deswegen auf vier Säulen, um erneuerbare Energien noch besser ins Netz integrieren zu können, von denen die erste die Erweiterung des Stromnetzes ist: „Ohne Netzausbau wird es nicht gehen.“ Die zweite Säule ist für ihn die Optimierung konventioneller Technik. Als Drittes nannte Weinmann Smart Grids sowie Lastmanagement und als Viertes geeignete Energiespeicher.
Für den alten und neuen DWV-Vorsitzenden Dr. Johannes Töpler ist „Wasserstoff nicht nur ein Faktor in einer zukünftigen Energiewirtschaft, sondern auch ein Vektor, der die Richtung anzeigt, in die die Entwicklung geht“. Derzeit scheint allerdings noch offen zu sein, wann diese Zukunft Realität werden könnte. Erste Demonstrationsprojekte laufen zwar derzeit an, bis diese Technologie jedoch energiewirtschaftlich von Bedeutung werden kann, dürften noch etliche Jahre vergehen. Bis dahin müssen zunächst Elektrolyseure weiter erprobt und anschließend in entsprechender Stückzahl beziehungsweise Größe produziert werden.
Am zweiten Tag kam dann als Eröffnungsredner Udo Paschedag, der Staatssekretär im Klimaschutz- und Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen, zu Wort, der erklärte: „Die NRW-Landesregierung ist davon überzeugt, dass Wasserstoff ein wichtiger Faktor in der künftigen Energiewirtschaft sein wird und wird deshalb die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie weiterhin unterstützen.“ Paschedag konkretisierte auch gleich die Art dieser Unterstützung und nannte beispielsweise Steuerbefreiungen für den Strom, der zur Wasserstofferzeugung genutzt wird: „Hier bedarf es eines Marktprogramms. […] Hier muss geklotzt, nicht gekleckert werden.“ Angesichts derartiger Äußerungen zeigte sich dann auch Frank-Michael Baumann zuversichtlich, dass seine Arbeit bei der EnergieAgentur.NRW auch nach den Wahlen vom 14. Mai 2012 unverändert fortgeführt werden könne.
Insgesamt konnte der Kongress angesehen werden als geeignete Bündelung der bisherigen Ansätze zum Thema „H2 als Energiespeicher“, die im Jahr 2008 mit der VDE-Studie ihren Anfang gefunden hatten. Seitdem hat es wiederholt Workshops, Studien sowie erste Demonstrationsprojekte gegeben, die Ende 2011 in die Gründung der Plattform performing energy mündeten. Nun gilt es, die Technik und die Geschäftskonzepte so weit zu entwickeln, dass sie den Einsatz von Wasserstoff als Energiespeicher auch wirtschaftlich interessant machen. Nach Aussage von Ulrich Bünger vom LBST ist das Erreichen dieses Ziels noch vor 2025 wünschenswert.

H2-Autos fahren mit Wind aus Brandenburg

H2-Autos fahren mit Wind aus Brandenburg

„Wir haben den Wind in den Tank gebracht.“ Mit dieser kurzen bündigen Formulierung umriss Enertrag-Vorstand Werner Diwald den Anlass der Feierlichkeiten, die am 18. April 2012 unweit des Berliner Hauptbahnhofs stattfanden. Dort, wo auch der neue Firmensitz des Mineralölkonzerns Total entsteht, wurde mittlerweile dessen dritte öffentliche Wasserstofftankstelle in Berlin, die inzwischen fünfzehnte deutschlandweit, eingeweiht. Da sich in den vergangenen Wochen die Inbetriebnahme von H2-Stationen bereits häuften, hatten sich die Verantwortlichen dieses Mal etwas ganz Besonderes einfallen lassen: In der Heidestraße wird kein konventioneller Wasserstoff vertankt, sondern Gas, das schadstofffrei mit Hilfe von Windenergie hergestellt wurde.
Rund zehn Jahre nach der Eröffnung der ersten Wasserstofftankstelle in Berlin fahren die H2-Fahrzeuge in Berlin „mit Wind aus Brandenburg“, wie es Hans-Christian Gützkow, Geschäftsführer von Total Deutschland, anlässlich der Inbetriebnahme umschrieb. Dafür wird Windenergie, die wegen überlasteter Stromnetze zeitweise nicht eingespeist werden konnte, zur Wasserstofferzeugung per Elektrolyse genutzt. Dies geschieht im Hybridkraftwerk von Enertrag, das im Oktober 2011 offiziell den Betrieb aufnahm. Erst kürzlich wurde dort nachträglich eine Befüllvorrichtung installiert, damit das in drei großen stationären H2-Tanks gespeicherte Gas per Tanklastzug von Dauerthal nach Berlin transportiert werden kann. Allein Speicherung und Transport werden mit 1 Mio. Euro vom Bund gefördert. Hierfür verantwortlich zeichnet der französische Gasehersteller Air Liquide, der seit einigen Wochen zunehmend auf den deutschen Wasserstoffmarkt drängt.
An der Markentankstelle in der Bundeshauptstadt angekommen wird der mobile H2-Trailer an das vom deutschen Gaseunternehmen Linde installierte Tanksystem angeschlossen und befüllt dann die stationären 200-bar-Behälter. Über einen fünf-stufigen ionischen Verdichter kann der Betankungsdruck anschließend auf über 700 bar angehoben werden. Auf diese Weise können die Brennstoffzellen-Pkw der Clean Energy Partnership (CEP) sowie die vier Busse der Berliner Verkehrsbetriebe, die mit H2-Verbrennungsmotoren ausgestattet und seit 2006 auf Berlins Straßen unterwegs sind, mit sauberem Wasserstoff aus der Uckermark betankt werden. Dafür ist eine separate H2-Zapfsäule in die konventionelle Tankstelle integriert. Zunächst ist allerdings geplant, dass nicht die Station in der Heidestraße, sondern vorrangig die Tankstelle in der Heerstraße in Berlin-Spandau angefahren wird. Dort sollen in erster Instanz monatlich etwa 400 Kilogramm Wasserstoff angeliefert werden. Ab 2013 sollen dann mehrere Belieferungen wöchentlich an verschiedenen Standorten in Berlin und auch in Hamburg möglich sein.