Wenn das so gewollt war, könnte es eine strategische Meisterleistung werden: Hinauszögern der Präsentation der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) bis zum Juni 2020 – bis kurz vor der Jahresmitte Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Dann auf europäischer Ebene den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu einem Schwerpunktthema machen und gemeinsam mit der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Green Deal aushandeln, der die Wirtschaft – und vielleicht auch die Umwelt – wieder auf die Beine bringt. Sollte hierbei ein halbwegs nachhaltiges Energiekonzept für Europa herauskommen, könnte sich diesen Erfolg die deutsche Regierungskoalition auf die Fahnen schreiben und damit merklich gestärkt in den Bundestagswahlkampf 2021 ziehen, ohne sonderlich viel Angst vor den Grünen haben zu müssen.
Die lange Rangelei der Bundesministerien um die Ausformulierung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) hat dazu geführt, dass der Handlungsdruck in beiden Regierungsparteien vor der Sommerpause extrem angestiegen ist. So forderten Anfang Mai 2020 insgesamt zwölf Unionsabgeordnete in einem Positionspapier einen zügigen Aufbau einer „grünen“ Wasserstoffproduktion sowie eine Partnerschaft mit afrikanischen Staaten. Von Seiten der SPD-Bundestagsfraktion hieß es kurzdarauf dazu ebenfalls, wolle man eine ambitioniertere H2-Strategie sowie einen schnellen Hochlauf der H2-Wirtschaft.
Die Zahlen für das erste Quartal 2020 haben die Erwartungen übertroffen: Der Umsatz erreichte 156,7 Mio. US-$ – erwartet war ein Umsatz in der Spanne von 140 bis 160 Mio. US-$. Wenn ich das richtig interpretiere, so wurden sogar circa 40 Mio. US-$ Umsatz (ohne Obligo) auf das zweite Quartal übertragen. Ich vermute, dass sich dieser Posten auf noch nicht abgerechnete Projekte bezieht. Der Verlustausweis betrug 9,8 Mio. US-$. Hier lag die Erwartung bei einem Verlust von sogar 15 bis 25 Mio. US-$ – pro Aktie ein Verlust von 0,34 US-$. Der Bargeldbestand konnte bei circa 354 Mio. gehalten werden, worin allerdings PPAs und restricted cash enthalten sind (PPA = Power Purchase Agreements).
Die Zahlen für das erste Quartal haben für Euphorie an der Börse gesorgt, obwohl ich selbst da nichts erkennen kann, was nun besonders gut sein soll. Konkret wurden 0,09 US-$ pro Aktie (GAAP) und 1,24 US-$ (non-GAAP) verdient, wobei bei letzterer Zahl ein Verlust von 0,36 US-$ (Analystendurchschnitt) erwartet wurde, worin das positive Überraschungsmoment liegen soll. Was aber ist mit den 354 Mio. US-$ regulatory credits bzw. ZEVs (an FiatChrysler verkauft?)? Würde da nicht ein massiver Verlust stehen, wenn dieser Betrag nicht gewesen wäre? Und reicht all das für 100 US-$ höhere Kurse und für einen Wertzuwachs von über 18 Mrd. US-$?
Ballard Power scheint mit Weichai den richtigen Partner in China gewählt zu haben. Die gemeinsame Produktion der LCS-Stacks läuft demnächst (Juni/Juli?) an. Bushersteller wie Asiastar, Sinotruck, Yutong oder Zhongtong wurden bereits als OEM gewonnen. Das Venture zwischen Daimler Truck und der Volvo Group – getrieben durch den chinesischen Automobilhersteller Geely (Groß- bzw. Einzelaktionär) – zeigt die Richtung, in die es gehen wird – zu Lkw und Bussen. Batterien sind da keine geeigneten Lösungen, da Lastwagen vor allem auf der Langstrecke unterwegs sind. Meiner Meinung nach sollte das Joint-Venture auf die Ballard-Stacks setzen, da eine eigene Entwicklung so gar keinen Sinn macht, wenn man an die Fertigungstiefe denkt.